Buch und Planunterlagen
Segelfähige Fleute ROODE LEEUW im Maßstab 1 : 24
Text und Fotos: Harald Kossack
Fleuten (niederländisch: Fluiten) waren gebräuchliche Arbeitsschiffe des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie wurden häufig als Handelsschiffe genutzt und dienten selten repräsentativen Zwecken, weshalb sie im Regelfall keine aufwendigen Verzierungen hatten. Sie waren zumeist um die 30 Meter lang und hatten ein für die damalige Zeit sehr großes Längen-Breitenverhältnis und einen völligen, kastenförmigen Rumpf, der eine hohe Zuladung ermöglichte. Fleuten wurden aber nicht nur als Handelsschiffe, sondern auch als Walfänger und sogar Kriegsschiffe genutzt. Das im Verhältnis zum völligen Rumpf insbesondere im Achterschiff sehr schmal gehaltene Deck gibt dem Schiff ein „flötenähnliches“ Aussehen, was vielleicht den Namen des Schiffstyps erklären könnte. Als Grund für das schmale Oberdeck wurde bislang überwiegend angenommen, dass damit die Abgaben des bei Kopenhagen erhobenen Sundzolls, dessen Höhe sich nach den Ausmaßen des Oberdecks gerichtet haben soll, niedrig gehalten werden sollten. Diese Erklärung bleibt aber die Antwort auf die Frage schuldig, warum auch bei solchen Fleuten, die gar nicht auf der Ostsee fuhren, die Decks sehr schmal waren. Die „Sundzoll-Erklärung“ wird inzwischen in der Wissenschaft bezweifelt (sh.u. in Literaturhinweisen: Aufsatz v. Mortens Jensen). Ein nachvollziehbarer Grund für die schmalen Decks ist mir nicht bekannt.
Das Modell ist im Maßstab 1 : 24 gebaut nach Plänen, die im Werk von A. Hoving, C.A. Emke, Tomesen, E. Hoving, 17th century Dutch Merchant Ships, text, Photos and plans for the ship modeler, veröffentlicht wurden. Dieses Werk besteht aus einem Buchteil, in dem insgesamt 10 niederländische Schiffstypen jeweils zusammen mit Modellen beschrieben werden und einer Planmappe, die die Baupläne für diese Schiffe in den Maßstäben 1 : 96 oder 1 : 48 enthält. Leider ist das Werk bislang nur in den USA erhältlich.
Im Bau
Das Modell hat folgende Abmessungen: Rumpflänge 150 cm, Länge ü. a. 185 cm, Breite 34 cm, Höhe ü. a. 144 cm, Tiefgang 15 cm, Verdrängung (Gesamtgewicht) ca. 40 kg. Beim Bau des Modells, das ohne Zusatzkiel, Rudervergrößerung und Antriebsmotor auskommt, ist von Anfang an auf einen sehr niedrigen Schwerpunkt geachtet worden. Der Rumpf ist waagerecht teilbar ausgeführt, um an die Technik der Fernsteuerung zu gelangen. Unterhalb des dritten Bergholzes von unten liegt der Teilungsschnitt.
ca. 3 Beaufort von Steuerbord
Der Segelbetrieb mit Fernsteuerung wirkt sehr realistisch. Das Modell ist imstande in einem Winkel von ca. 80° gegen den Wind aufzukreuzen, das entspricht in etwa dem, was über die Originale vermutet wird. Mit halbem oder raumem Wind oder mit Wind von achtern erreicht das Modell wegen des langen, schmalen Rumpfes eine gute Geschwindigkeit. Entgegen meiner zunächst bestehenden Sorge hat auch das lange, sehr schmale Ruder einen guten Wirkungsgrad. Allerdings kann man das Modell nicht allein mit dem Ruder manövrieren, es bedarf immer der Unterstützung durch die Segel. Bei Youtube gibt es unter dem Titel „RC Fleute 1671“ einen Film über die Segelversuche.
Verwendete Quellen:
Ab Hoving, Eine holländische Walfangfleute von 1680 aus Papier, Das Logbuch 2016, Heft 4, Seite 178 ff
Heinrich Walle, Europa und das Meer, Das Logbuch 2021, Heft 4, Seite 210 ff
Mortens Jensen, Die Fleute und der dänische Sundzoll, Das Logbuch 2022, Heft 1, Seite 42 ff, Heft 2, Seite 70 ff
A. Hoving, Emke, Tomesen, E. Hoving, 17th century Dutch Merchant Ships, text, Photos and plans for the ship modeler, Sea Watch Books,
Andre Wegener Sleeswyk, de Gouden Eeuw van het Fluitschip,
A. Hoving u. C. Emke, Die Schiffe Abel Tasmans
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