Aktualisiert 14.07.2010

Karacke

Martin Koschwitz Fotos: F. Bärwald, D. Biala, S. Borgschulze

In jedem Buch das sich mit dem Modellbau befasst, gibt es die Abbildung der Kraeck „gezeichnet“ von dem Meister WA

Dieser Kupferstich wurde 1472 von dem Kupferstecher Willem a Cruce angefertigt
Diese Darstellung eines Schiffes ist in ihrer Art ungewöhnlich und lässt die Vermutung zu, das der Zeichner in ihr kein real existierendes Schiff, sondern die Entwicklung im Schiffbau der damaligen Zeit aufzeigen wollte.

Die Zeichnung

Dies ergibt sich aus folgenden Details:
1. Das Schiff ist in zwei Perspektiven gezeichnet. Das Heck in einem spitzen, das Vorschiff in einem rechten Winkel. Es müsste also eine abgewinkelte Mittellinie haben.

Ein solches Schiff gibt es aber nicht !

2. Es sind zwei Wantensysteme dargestellt. Das ältere unausgewoben auf Takel steifgesetzt und das jüngere ausgewoben über Juffern und Püttings über die Rüsten mit der Bordwand verbunden.

Probestadium, Kiel und erste Spanten

Ein effektiveres System erfand man nicht, um das alte zu ergänzen, sondern um es auszumustern !
3. Eine elementare Verbesserung brachte der Übergang von der Klinker- zur Kraweelbeplankung.
Auch diese Entwicklung wurde kenntlich gemacht und zwar durch die Pforte in der Bordwand, die an ihrer linken Seite einen Spant mit der aufgebolzten Planke erkennen lässt. Zweifelhaft ist, ob diese Pforte tatsächlich vorhanden, oder lediglich eine zeichnerische Maßnahme war.

erste Versuche

Diese aufgeführten Besonderheiten erhärten die Vermutung, dass es dem Meister WA in erster Linie darauf ankam an dem Typ einer Karracke die Entwicklung im Schiffbau darzustellen. Hat man diese Absicht erkannt und den Stich entsprechend berichtigt, so ist der erste Schritt zur Rekonstruktion getan.
Es folgte der experimentelle zeichnerische Entwurf, der in seiner letzten Fassung mit dem Aussehen der Kraeck übereinstimmte. Um diesem die entsprechenden Maße zu geben, musste ein Parameter gefunden werden, der sich schließlich aus der Heckgalerie wie auch aus der Breite der Planken ermitteln ließ.

vorläufige Spantenbefestigung

Es folgte die Erstellung der Konstruktionszeichnung und für die Formgebung der Kantspanten deren Abschnürung.
Alles andere, wie die Lage der Barghölzer, die Kastelle, die Kuhl wie auch die Masten und Takelage ist in dem Stich eindeutig dargestellt, so dass sie ohne Bedenken mit einbezogen werden konnten.
Erklärend hierzu die beigefügten Fotos sowie die Ausführungen im Logbuch 2007, Heft 3 und 4.
Die Modelle sind im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg und im Schifffahrtsmuseum Flensburg ausgestellt.

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