Meteor II Steuerbordansicht
Gaffelkutter METEOR II
Die Segeljachten der letzten deutschen Kaiserfamilie
Jürgen Schwibode
S.M. Kaiser Wilhelm II wollte trotz der deutsch-englischen Zerwürfnisse auf der politischen Bühne nicht auf Segellorbeeren verzichten. Also wurde im Jahr 1895 eine neue Jacht im Stil der BRITANNIA, nur schneller und größer, bestellt.
Vor der Bestellung wurde von S. M. angedacht, die neue Rennjacht in Deutschland zu bauen, und anschließend auch von einer deutschen Mannschaft segeln zu lassen. Der Konstrukteur George Lennox Watson riet aber davon ab, mit der Ausrede, dass er den Bau überwachen müsse, und der Preis würde sich stark erhöhen. Außerdem gäbe es in Deutschland keine ausgebildeten Jachtmatrosen.
Also lenkte der Kaiser ein. Der Neubau lag somit wieder in bewährten Händen. Die Werft hatte auch schon die THISTLE und die BRITANNIA abgeliefert. Im Jahr 1896 wurde die METEOR II fertig.
Die METEOR war in Kompositbauweise konstruiert. Die Spanten waren aus Stahl und die Beplankung aus Holz. Der Mast hatte eine Höhe von 46,3 m und der Großbaum war ca. 30 m lang. Das Unterwasserschiff war gekupfert. Der Bleikiel mit einem Gewicht von 82 t war angebolzt und 5,5 m tief.
Daten und Maße
Länge über alles 37,60 m
CWL 27,20 m
maximale Breite 7,37 m
Tiefgang 5,50 m
Segelfläche 1147 qm
Verdrängung 194 t
Entwurf George L. Watson
Werft Henderson, Schottland
Baujahr 1896
Bei einer der ersten Regatten auf Themse startete die METEOR mit einem riesigen Segel unter einer Besatzung von 42 Mann. Ab dann siegte nur noch die Rennjacht des Kaisers, in Kiel sowie in England.
Am 18. August 1896 ereignete sich in England ein tödlicher Unfall mit dem Kutter ISOLDE. Der Schweizer Eigner Baron von Zedtwitz wurde von der Takelage seines Bootes getroffen und verstarb. Es waren vier Jachten bei der Wendetonne beteiligt. Der METEOR konnte bei dieser Massenkollision keine Schuld nachgewiesen werden. Es wurden alle Regatten dieses Jahres gestrichen.
Im Jubiläumsjahr der Queen Victoria 1897 konnte die METEOR an den Regatten teilnehmen. Nur der Kaiser blieb fern. Seine Jacht siegte bei fast allen Wettfahrten. Jetzt war die BRITANNIA "altes Eisen". Die Queen war nicht erfreut. Nur einmal amüsierte sich die Queen als die METEOR direkt vor ihrem Sommersitz auf Grund lief. Die Mannschaft der METEOR versuchte mit 30 Matrosen auf dem Vorschiff und dem Bugspriet die Jacht freizuschaukeln, was auch nach kurzer Zeit gelang.
Jetzt wurden die Vermessungsregel zu Ungunsten der METEOR geändert. Es siegten fortan nur noch die kleineren Jachten durch Zeitvergütung.
1898 wurde der Kutter in eine Yawl umgebaut. Die verringerte Mannschaft konnte jetzt auf der Jacht untergebracht werden.
Nach der Jahrhundertwende tauchte die Yawl SYBARITA in Kiel auf und fortan siegte die METEOR nicht mehr. Der Kaiser verschenkte seine Jacht an die Marine in Kiel. Als Offiziersjacht tat sie als ORION noch jahrelang Dienst. Sie überstand den ersten Weltkrieg und wurde 1937 aus dem Schiffsregister gestrichen.
Das Modell habe ich im Maßstab 1:100 gebaut.
Beide Jachten, METEOR I und II im Größenvergleich.
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