Aktualisiert 22.12.2018

H.M.S. Queen Charlotte, 1790

Volker Wendt

Das Original:

Als die HMS Queen Charlotte am 15.04.1790 in Chatham von Stapel lief, gehörte sie mit 2278 tons zu den größten Linienschiffen ihrer Zeit. Benannt nach der Gattin von George III. (Sophia Charlotte v. Mecklenburg-Strelitz) wurde sie als Schwesterschiff der HMS Royal George von Sir E. Hunt entworfen, war jedoch mit 190 ft um 3 Fuss länger und hatte auf dem Kanonendeck zwei Stückpforten mehr (30 zu 28). Die bisher üblichen 42-Pfünder wurden bei ihr erstmals durch 32-Pfünder ersetzt.

Ihre Teilnahme an der Schlacht "The Glorious First of June " (1794) unter Admiral Lord Howe, der Schlacht von Croix (1795) sowie als Ort der Unterzeichnung eines Einigungsvertrages zwischen Meuterern und Regierung als Folge einer Auseinandersetzung mit Seeleuten der englischen Kanalflotte, machten sie allgemein bekannt. Ihr durch Leichtsinn einiger Besatzungsmitglieder bedingter Untergang (Feuer/Explosion an Bord) am 17.3.1800 vor Livorno, galt zur damaligen Zeit als eine der größten Schiffskatastrophen. Über 670 Mann verloren ihr Leben.

Das Modell:

Im Maßstab 1:48 (Modellmaße: 1,5 x 0,3 x 0,4m) nach Plänen aus dem National Maritime Museum, London, wurde sie als "Georgian Model" angefertigt. Diese Art der Modelldarstellung nahm in England um 1740 ihren Anfang. Gegenüber den bis dahin üblichen Navy Board Modellen mit sichtbarer Spantbauweise, ging man dazu über, die Modelle realistischer, "out of the water" darzustellen. Der Rumpf wurde voll beplankt oder aus Vollholz gestaltet, die Schnitzereien exakter ausgearbeitet und die einzelnen Decks (ohne Orlop) im Detail ausgestaltet. Masten, Rigg und Bewaffnung fehlten.

Um einen Blick ins Schiffsinnere und dessen Konstruktion zuzulassen, beplankte man die Decks lediglich partiell. Da beim fertigen Modell trotz dieser "offenen" Bauart die Einzelheiten im Schiffsinnern lediglich schemenhaft durch geöffnete Geschützpforten zu erkennen sind, geht man davon aus, dass ein Großteil dieser Modelle parallel zum Original gebaut wurden. Vermutlich sah man darin eine Möglichkeit, der Admiralität bzw. den Navy Board Offiziellen ein dreidimensionales Modellbild im Verlauf der einzelnen Bauphasen des Originals aufzuzeigen. Viele dieser Modelle wurden jedoch zur Representation oder für Privatleute angefertigt.

Auch bei diesem Modell wurde entsprechend verfahren: Der Rumpf wurde voll beplankt, die Decks in Einzelheiten gestaltet und nur spärlich abgedeckt. Die jeweiligen Balkenanordnungen sollten sichtbar sein. Ofen, Gangspills, Ankerbetinge, Leitern, "bell stairs", Wendeltreppen, die Tiller sweeps der Ruderanlage, die "Great Cabin" des Admirals, die "Pantry" im Wardroom u.a.m. wurde berücksichtigt. Birne und Ahorn war das bevorzugte Material.

Neben dem Gesamtbild des Modells sind einige Aufnahmen aus dem "Innern" während der Bauphase angefügt. Aufnahmen guter Qualität durch die Stückpforten wären im jetzigen Zustand nur mit "medizinischer Hilfe" (Endoskop) möglich.


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