Römerschiff VICTORIA auf dem Rhein
Römerschiff VICTORIA
Klaus Plonus
Im Jahr 1986 wurden in einem archäologischen Suchschnitt 50 m westlich des römischen Kastells Oberstimm bei Ingolstadt zwei römische Schiffe entdeckt und 1994ausgegraben und geborgen.
Abgesehen von den Zerstörungen, die 1986 durch den Bagger hervorgerufen worden waren, hat sich das Schiff 1 auf eine Länge von 15 m erhalten. Bug und Heck fehlen, doch nach der erhaltenen Rumpfform zu urteilen, kann es nur wenig länger gewesen sein. Während die Steuerbordseite vom Dollbord bis zum Kiel vollständig bewahrt blieb, ist die Backbordseite komplett vergangen. Rekonstruiert ergibt sich ein Schiff von 15,70 m Länge, 2,70 m Breite und 1 m Höhe.
Datierung
Bei Schiff 1 und 2 aus Oberstimm bestehen die Planken aus Kiefer, der Kiel, das Kielschwein, die Spanten und die Duchten aus Eiche. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben für das Eichenholz Fälldaten von 90 n.Chr. +/- 10 bzw. 102 n.Chr. +/-10 Jahre. Eine weitere zeitliche Eingrenzung ermöglichten Eichenpfähle, die als Uferbefestigung in den Boden gerammt worden waren und beide Schiffe durchschlagen hatten. Sie sind 118 n.Chr. gefällt worden. Beide Schiffe gehören also in domitianisch/trajanische Zeit.
Funktion
Schiff 1 war nachweislich ein Ruderschiff wie die erhaltenen Dollen und Sitzduchten zeigen. Es gibt Hinweise für 10 Ruderer auf der Steuerbordseite, so dass die gesamte Rudermannschaft wohl aus 20 Mann bestand. Zusätzlich konnte es gesegelt werden, wie das in Resten erhaltene Kielschwein belegt. Der schlanke Rumpf mit einem Längen/Breiten-Verhältnis von rund 6:1 und die schmalen Heck- und Bugpartien sprechen dafür, dass das Schiff Oberstimm 1 ein Militärfahrzeug gewesen ist. Ob es als Mannschaftstransporter, Patrouillenfahrzeug oder Kurierschiff zwischen den Donaukastellen eingesetzt war, muss allerdings offenbleiben.
(Datenbank Navis1)
Der Nachbau
Anlässlich der Ausstellung - IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS-2000 Jahre Varusschlacht - wurde in Hamburg 2007-2008 ein Schiff nach dem Vorbild Oberstimm 1 gebaut. Nach vielen Versuchsfahrten, um die Leistungsfähigkeiten des Schiffes festzustellen, wurde das Schiff im Zuge der Ausstellung auf vielen Flüssen Westfalens vorgeführt. Bei einer Vorstellung in Köln habe ich dann das Schiff fotografiert und einige Maße genommen. Viele Details konnte ich auch dem Buch entnehmen und für den Modellbau umsetzen.
Das Modell wurde im Maßstab 1:20 gebaut. Für den Kiel und die Spanten wurde Buche verwendet. Das Material für die Spanten wurde bei Spaziergängen in der Eifel gesammelt. Die Planken bestehen aus Ahorn. Das Modell hat eine Länge von 80 cm, die Breite beträgt 13,8 cm und der Tiefgang 2,5 cm. Das Modell wurde zum Schluss mit Holzöl behandelt.
Bei der Jahrestagung des Arbeitskreises in Speyer wurde das Modell vorgestellt.
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