Die ST. GABRIEL diente dem dänischen Seeoffizier Vitus Jonassen Bering (1681 - 1741) bei seiner ersten Kamtschatka-Expedition (1728 - 33). Bering stand in russischen Diensten. Von St. Petersburg kommend, setzte nach 6000 Kilometern die Expeditionsgruppe mit einem ersten, selbstgebauten Schiff zur Halbinsel Kamtschatka über. Dort wurde 1728 in Berings Auftrag die ST. GABRIEL für die eigentliche Expedition gebaut.
ST. GABRIEL war wie eine klassische niederländische Jacht getakelt und wurde - wie die meisten Schiffe der russischen Flotte - nach niederländischem Vorbild gebaut. Wie die ST. GABRIEL genau aussah, ist unbekannt. Vermutlich war sie eine Poon, rund 18 m lang, fuhr Seitenschwerter und war relativ grob und einfach gebaut
Schaluppe ST. GABRIEL, 1728
Modell und Fotos: Dirk Karsten; Text: Klaus Lingenauber
Ab Juli 1728 drang das kleine Schiff nach einer Untersuchung der sibirischen Küste unter sehr schlechten Wetterbedingungen immer weiter ins Nordpolarmeer vor. Auftrag der Expedition war, eine mögliche Landverbindung zwischen Sibirien und dem heutigen Alaska zu finden. Bering fand einige Inseln und passierte auch die Meerenge zwischen den Kontinenten Asien und Nordamerika. Einen endgültigen Beweis über das Fehlen einer Landbrücke konnte der "Kolumbus des Zaren" jedoch nicht erbringen. Das dabei befahrene Meer trägt seitdem den Namen Berings.
Das Modell im Maßstab 1:72 basiert auf einem russischen Holzbausatz der Firma "Master Korabel". Das 35 cm lange Modell hat eine breite von 15 cm und eine Höhe von 30 cm. Einige Elemente sind individuell dargestellt. So folgt bspw. die grüne Farbgebung an den Schanzkleidern zeitgenössischen niederländischen Vorbildern. Deck und Rumpf wurden vom Modellbauer etwas "gealtert" um einen realistischen Eindruck zu erzielen. Das Rigg - bis auf die Segel - wurde komplett aus selbstgefertigten Elementen aufgebaut. Die Takelung wurde in kleinen Details vom Plan abweichend gebaut um ganz der typischen Jacht-Takelung zu entsprechen .
Das Modell belegte 2020 beim den russischen University Cup in St. Petersburg den 4. Platz in der Kategorie C8. Das war die maximale Platzierung für ein einmastiges Schiffsmodell. Zwei weitere Auszeichnungen in Italien und Peru folgten bisher.