Steuerbord Rumpfansicht
Bretonischer Thunfischfänger
Wilfried Kassner
Auf einer Reise in die Bretagne besuchte ich auch die Stadt Concarneau mit seinem Fischereimuseum.
In einem großen Maßstab gebauter Thunfischfänger, die „Kerz-Atao“ war hier als Modell im Maßstab 1:6 aufgebaut. Die Takelung und die elegante Form des Rumpfes gefielen mir so gut, dass ich beschloss dieses Fahrzeug als Modell im Maßstab 1:65 nachzubauen.
Baupläne, Fotos sowie alle wertvollen Informationen über den Thunfischfang habe ich im Museum erhalten.
Ursprung der Fischerei in der Bretagne war die Küstenfischerei vor allem nach Sardinen und Krustentieren. Der Fischfang unter Segeln wurde von den Bretonen länger als anderswo in Europa aufrechterhalten.
Heute wird vor allem in Douarnenez, Gulvinec und Concarneau regelmäßig Fisch angelandet und vermarktet.
Seit dem 17. Jahrhundert war der Sardinenfang Grundlage der Küstenfischerei. In dieser Zeit waren offene Boote in Gebrauch.
Aus der Entwicklung entstanden dann die Sloops und später um 1885 die Fischerboote vom Typ Dundee. Diesen fügte man noch einen kleinen Besammast hinzu.
Der steht weit achtern, am überhängenden Spiegel hinter dem Ruderschaft. Der Selbe geht durch einen Koker an Deck, wo die Pinne zum Steuern angebracht ist.
An Deck gibt es noch eine Winde, eine Pumpe, eine große Luke, sowie zwei Niedergänge mit Schiebeluken. Der lange Klüverbaum ist hochklappbar.
Die Besatzung betrug je nach Größe des Bootes ca. 12 Mann.
Die Abmessungen dieses Boot-Typs waren: Länge über alles ca. 25 m, Breite ca. 5,50 m, Tiefgang vorne 1,80 m, achtern 3 m, Segelfläche ca. 250 qm.
Den Dundee-Thornier erkennt man an den zwei langen Angelruten, die zu beiden Seiten des Großmast angebracht sind. An diesen Ruten, die weit über Bord ausfierbar sind, wurden bis zu 7 Angelleinen befestigt. Als Köder diente Stroh und langes Pferdehaar. Geangelt wurde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 7 Knoten.
Der Fang wurde an Deck verarbeitet und auf dafür vorgesehenen Gestellen paarweise aufgehängt und getrocknet.
Die Bedingungen auf dem Meer vor der Bretagne sind oftmals gefährlich. Wetterumschwünge kommen oft plötzlich. Die Thunfischfischerei erforderte robust gebaute Boote, die auch in rauer See noch gut zu Handhaben sind und außerdem noch sehr schnell sein mussten.
Von Concarneau und Gulvinec wurden die Thunfischfänger bis nach 1950 eingesetzt. Sie gelten daher als die letzten segelnden Fischereifahrzeuge Frankreichs.
Angaben zum Modell:
Maßstab 1:65
Bauzeit 325 Std
Material Birne und Birne gebeizt
Messing geschwärzt
Heckflagge kopiert und gespiegelt
Rumpf teilweise hohl zweiteilig zusammengefügt
Segel Leinen aus Patchworkladen
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