Aktualisiert 27.04.2025

Torpedofahrzeug SMS ZIETEN 1878

Text und Fotos: Lothar Wischmeyer

In den 1970iger Jahren war ich zu Besuch im Deutschen Museum in München und stand dort im Kontakt mit einigen Herren der Museumsleitung, die Interesse an Unterlagen hatten, die sich in meinem Besitz befanden. Ein Kauf kam für das Museum mangels Geld nicht infrage, stattdessen wurde mir ein Tausch gegen Pläne der Admiralität der Kaiserlichen Marine angeboten.

Ich war sofort einverstanden und gelangte so in den Besitz der Originalpläne des Torpedoversuchsschiffes ZIETEN. Die Pläne zeigen das Schiff im Zustand zur Indienststellung 1878 - dessen Aussehen begeisterte mich sofort und ich beschloß, es später einmal als Modell nachzubauen. Wer hätte damals ahnen können, dass es noch gut 50 Jahre dauern würde und auch das Interesse eines Bekannten bedurfte, um endlich mit dem Bau zu beginnen.

SMS ZIETEN 1879

SMS ZIETEN wurde 1877 in Blackwall bei London auf der Werft Thames, Ironworks gebaut und vom deutschen Kaiserreich mit dem Ziel erworben, als Versuchsschiff für die sich entwickelnde Torpedowaffe zu dienen. In dieser Funktion war es bis 1881 im Einsatz - auch unter dem Kommando von Alfred Tirpitz, der vom Mai 1878 bis zum Oktober 1880 als Korvettenkapitän die Stellung des Kommandanten innehatte. Das Schiff erfüllte ab 1880 viele weitere Aufgaben und wurde in der Folge sehr oft umgebaut - was sich allerdings optisch selten vorteilhaft auswirkte. Das Schiff wurde schließlich 1921 in Wilhelmshaven abgewrackt und ist somit - nach SMS GRILLE - das Schiff mit der zweitlängsten Dienstzeit in der Kaiserlichen Marine.

ZIETEN Rumpfbau aus Brasilkiefer

Der Nachbau als Modell begann mit der für mich üblichen Methode - der Rumpf wurde zunächst aus einem Block Brasilkiefer herausgearbeitet. Hierbei halfen Spantschablonen - während der Holzarbeiten konnte so die richtige Formgebung gut kontrolliert werden. Backbord- und Steuerbordhälfte entstanden nacheinander und wurden am Ende zusammengefügt. In diesem Stadium erhielt der Rumpf seine wesentlichen Anbauten und dies umfaßte auch die Nachbildung der Beplattung. Bemerkenswert ist die werftseitig ausgeführte Andeutung von Heckfenstern - wahrscheinlich ein Zugeständnis an die damalige Ästhetik, denn einen dazu gehörenden Raum gab es an Bord gar nicht.

ZIETEN Heck mit Stahlplatten

Das Urmodell des Rumpfes wurde anschließend mittels Silikon abgeformt. Auf diese Weise waren Hinterschneidungen an der Außenhaut kein großes Problem. Die so erstellte Form diente dann dazu, den Rumpf unter Verwendung von Gießharz und Glasgewebe zu laminieren. Er besitzt eine mehr als ausreichende Festigkeit und Formbeständigkeit.

Hinterer Aufbau

Die Aufbauten und Beiboote wurden von mir aus Messing, Holz und Kunststoffen gefertigt. Zur Erleichterung wurden Teile, die öfter an Bord eingebaut werden müssen, zunächst als Urmodell gebaut, abgeformt und mit Gießharz (Biresin) abgegossen. Die Verzierungen für Bug und Heck wurden gezeichnet und aus Messing geätzt. Es lohnte sich, dies von einer Fachfirma ausführen zu lassen.

Das Modell wurde als Standmodell im Maßstab 1:100 ausgeführt. Zum Schutz vor Beschädigung und Schmutz erhielt der Nachbau eine passende Glasvitrine.


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