Unter der Bezeichnung Turquie Caboteurs enthält die bekannte Plansammlung "Souvenirs de Marine" zwei Pläne eines kleinen einmastigen, rund 15 Meter langen Küstenschiffes, das im südlichen Schwarzen Meer, im Bosporus und auch wohl noch in der Ägäis segelte. Die regionale Herkunft ist mit "Constantinople" bzw. "Ineboli" (Stadt an der anatolischen Schwarzmeerküste) angegeben. Die türkische bzw. osmanische Bezeichnung der Schiffe ist nicht bekannt.
Turquie Caboteur
Harald Göhren, Fotos: Siegfried Borgschulze
Es war ein halboffenes Spitzgattfahrzeug mit einer in den mediterranen Gewässern seltenen Takelung. Es führte ein großes Sprietsegel, das mit Stagreitern an einem zwischen Mast und Sprietbaumnock gespannten Tau wie ein Laken aufgehängt war. Das Vorderliek war nicht am Mast angeschlagen, sondern wurde durch eine Buline steifgesetzt. Die weitere Besegelung bestand aus einem oder zwei Toprahsegeln, einer Stagfock und einem Klüver an einem relativ steilen Bugspriet. Außerdem konnte eine Breitfock gesetzt werden.
Der Rumpf hatte einen starken Sprung. Vor- und Achtersteven waren hochgezogen. Das einem türkischen Krummschwert ähnliche Ruder wurde mit einem über den hohen Achtersteven geführten, stark gekrümmten Helmholz bedient. Das Vorschiff war bis zum Mast gedeckt, desgleichen ein Teil des Achterschiffs zur Aufnahme einer Kajüte.
Zum Passieren des offenen Laderaums diente eine auf losen Querbalken verlegte Laufplanke. Bordwand, Ruderschaft und Helmholz waren mit malerischen Ornamenten und Schnitzereien reich verziert.
Das Modell ist nach Plan 77 der Souvenirs de Marine im Maßstab 1 : 40 als einfaches Typenmodell einer Serie mediterraner Küstenschiffe gebaut.
Dieser enthält noch Skizzen verschiedener kleiner unterschiedlich getakelter osmanischer Küstensegler, die alle das markante Sprietsegel führen. Als Autor des Plans wird M. Mannarino genannt, seines Zeichens "Capitaine der Paketboote und des Postwesens".