12m Kutter FRE 7
Die Fischerei am Greifswalder Bodden
Helmut Olszak
An der Mündung des Peenestroms, etwa gegenüber dem Hafen Peenemünde, liegt der Fischereihafen Freest. Die Möglichkeit, den Greifswalder Bodden und die Ostsee auf kürzestem Wege bequem zu erreichen, haben dem kleinen Hafen wesentliche Vorteilegegenüber allen anderen Orten der Region verschafft. So war es auch möglich, dass die EU den Ausbau des Hafens mit Fördermitteln unterstützte.
Wegen seiner bestehenden Anbindung an die Bahnlinie Greifswald – Wolgast hatte Kröslin neben Wolgast Anfang des 20. Jh. den Vorrang in der Region. Zu dieser Zeit war der Hafen in Freest noch ein unbedeutender Stichgraben. Die Bootswerft Jahrling befand sich noch auf dem Bootsbauerberg, fernab jeglichen Wassers und mit den fertigen Booten wurde die Dorfstraße überquert, um sie ins Wasser zu lassen.
Heute fahren LKW’s der dänischen Verarbeitungsfirma die Heringsfänge ab.
In Freest sieht man die kleine Flotte der 12m – Kutter, die täglich zum Fang ausfahren. Auch Strandboote, Heuer in Holz und GFK, sowie modern gebaute Fahrzeuge ebenso 17m Kutter haben hier ihren Liegeplatz. Neben den Kuttern sind sehr viele Strandboote von etwa acht bis neun Metern Länge zu sehen, die mit ihren bis zu 2,50 m langen Steckschwertern neben den gleich großen Kleinkuttern liegen, die mit einem Balkenkiel versehen sind.
Diese kleinen Fahrzeuge sind für die Bodden- und Ostseefischerei optimal. Die kurzen, sehr heftigen Wellen der Ostsee haben auch in früherer Zeit den Einsatz größerer Fahrzeuge verhindert. So wurden für den Deutschen Seefischerei - Verein Ende des 19. Jh. Die Segelkutter „Memel“ und „Köslin“ von 18 m Länge in Dänemark gebaut, deren Einsatz aber sehr schnell beendet wurde. Auch wurde ohne nennenswerten Erfolg versucht mit Tjalken zu fischen.
Altes und Neues sind in diesem kleinen Hafen nebeneinander zu sehen. So sieht man noch Scheerbretter an den alten Schuppen stehen, der ehemalige Teerkessel zum „tanen“ der Netze steht noch abseits im Gebüsch und auch der Netzplatz hat sich nicht verändert. Reusen aus Baumwollnetzen mit Ringen aus Weidenholz, die bis zu drei Meter im Durchmesser sein können, finden sich neben modernen Netzen aus Perlon.
Salzhütten, die Älteste ist aus Lehmfachwerk gebaut und bereits 100 Jahre alt, stehen an der Straße. Hier wurden früher die Heringe gesalzen, heute dienen sie als Materialschuppen. Wenn in früherer Zeit die Netze von Hand eingeholt wurden, so verwendet man heute modernes Fanggeschirr und Winden, die auf fast allen Booten zu sehen sind.
Prägend für den Hafen ist die alte Jahrling – Werft, die früher für die Region bedeutendste Werft hinsichtlich des Baus von Fischereifahrzeugen. Hier entstand eine erhebliche Zahl von Kuttern, Strandbooten, Heuern und Zeesbooten, die bei Jahrling immer als Zeeskahn bezeichnet wurden. Heute werden lediglich noch Reparaturen an Fahrzeugen vorgenommen.
Der älteste, heute noch in Betrieb befindliche Kutter der Freester Flotte ist ca. 1920 bei Jahrling gebaut worden.
Im Umkreis weniger Kilometer findet man die Häfen von Karlshagen und Peenemünde, die ebenfalls als Liegeplatz für die kleinen Fischereifahrzeuge dienen, um von hier aus zu den Fangstellen in der Ostsee und im Greifswalder Bodden zu fahren