Aktualisiert 24.06.2020

Stückgutfrachter CAP SAN DIEGO (1962)

Text: Klaus Lingenauber; Historische Fotos: CAP-SAN-DIEGO-Archiv (5); Stiftung Historische Museen Hamburg (1); Aktuelle Fotos (November 2019): Klaus Lingenauber

Nach 1971 (Bordarchiv Cap San Diego)

Der »weiße Schwan des Südatlantiks« ist aus dem Bild des heutigen Hamburger Hafens nicht mehr wegzudenken. Mit ihrem eleganten Erscheinungsbild gehört die immer noch fahrbereite CAP SAN DIEGO an der Überseebrücke zu einer der großen maritimen Sehenswürdigkeiten der Hansestadt. Buchstäblich im letzten Moment konnte in einer weitsichtigen Aktion der Frachter 1986 vor der Verschrottung in Hong Kong bewahrt werden und in seinen Heimathafen Hamburg zurück geführt werden.

Stapellauf der Cap San Diego Fotografie 1961 (SHMH)

Als letztes von sechs baugleichen Schiffen wurde die CAP SAN DIEGO nach rund elf monatiger Bauzeit im März 1962 von der Deutschen Werft AG in Hamburg/Finkenwerder der »Hamburg-Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft Eggert & Amsinck«, kurz: »Hamburg-Süd«, übergeben. Der Frachter fuhr im Auftrag der »Hamburg-Süd« bis 1982 im Linienverkehr von Hamburg über Bremen und Antwerpen Häfen in Brasilien und Argentinien an. Aus Europa kamen u.a. Maschinenteile, Autos und LKW, Medikamente oder Produkte der optischen- und chemischen Industrie. Zurück wurde hauptsächlich Rohkaffee, Rindfleisch, Häute, Speiseöle und Fette (sog. »Süßöl«) und Südfrüchte (keine Bananen!) gefahren. Das Rindfleisch konnte in großen Kühlräumen gefahren werden, zusätzliche Kühlräume und Taschenluken wurden schon bald nach der Indienststellung bei allen Schwesterschiffen hinzugefügt. Die Schiffe der CAP-SAN-Klasse gehörten damit zu den größten Kühlschiffen ihrer Zeit. Der M.A.N. Dieselmotor leistete 11.650 PSe auf einen einzelnen Propeller und verlieh dem Frachter eine Geschwindigkeit von rund 20 Knoten. Ein »Loop« nach Südamerika und zurück nach Hamburg umfasste rund 60 Tage. 49 Mann Besatzung hielten das Schiff in Fahrt. Zudem konnten 12 Passagiere für gutes Geld in komfortablen Kabinen mitreisen. Ein Salon, eine Bar und ein Swimmingpool sorgten für eine angenehmes Reiseumfeld. Der Gegenwert eines VW Käfer war dafür fällig: eine Rundreise nach Südamerika kostete umgerechnet etwa 2300 Euro.

Aufbau von achtern

Das 159,4 Meter lange Schiff konnte sowohl als Volldecker als auch als Schutzdecker fahren (Einstufungen bei Hafen- und Versicherungsgebühren spielten dabei eine Rolle). Der Architekt Cäsar F. Pinnau, der Hausarchitekt der Dr. Oetker-Gruppe zu der auch die »Hamburg-Süd« gehörte, hat die Frachterserie entworfen und ihnen das elegante, fast schon jachtähnliche Design im Stil der damaligen »neuen Linie« verliehen. Der bisher übliche große Schornstein in der Schiffsmitte musste nach dem Entwurf durch zwei schlanke Abgaspfosten ersetzt werden. Sie fungierten gleichzeitig als Lademast und schafften Platz für das mittig liegende Schwimmbad.

1967 (Marks Archiv CSD)

Schon sechs Jahre nach Indienststellung der CAP SAN DIEGO wurde im Hamburger Hafen das erste Containerschiff gelöscht. Zur Verdeutlichmachung des Generationenwechsels sei erwähnt, das die CAP-SAN-Schiffe mit einer Hieve knapp eine Tonne Kaffee laden konnten während ein 20 Fuß-Container in einem Schwung 21,7 Tonnen fassen kann. So wurden aus Gründen der wachsenden Unrentabilität alle sechs CAP-SAN-Frachter Anfang der 1980er Jahre zunächst verchartert und dann verkauft.

Die CAP SAN DIEGO an der Überseebrücke

Seit 1988 ist die alte Dame Museumsschiff in Hamburg und stellt ihre Funktionsfähigkeit mehrfach im Jahr während Gästefahrten unter Beweis. Übernachtungen in den Kabinen des bordeigenen Hotels, im Schatten der Elbphilharmonie, sind möglich. Laderäume, der Salon oder das Bootsdeck mit dem Swimmingpool können für private Veranstaltungen gemietet werden. Natürlich kann das Schiff auch ausführlich besichtigt werden. Der Gang durch den Maschinenraum und der 44 Meter lange Wellentunnel sind dabei sicher der Höhepunkt. Ein Besuch an Bord lohnt immer!

www.capsandiego.de

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