Aktualisiert 29.01.2016

Kriegsschiffe in den Bergen - Die Schiffe des Gabriele D'Annuzio in der Vittoriale degli Italiani am Gardasee

W. Eberhard Falck

Ein Museum am Gardasee.

Wer am Westufer des Gardasees entlangfährt, kommt auch durch Gardone Riviera. Schon an der Uferstraße findet man die Hinweisschilder zur ‚Il Vittoriale degli Italiani’, dem Nationaldenkmal, das der Dichter Gabriele d`Annunzio dem italienischen Staat gewidment hat.

Gabriele D'Annunzio (1863 - 1938) war Autor, Dichter, Journalist und Theaterschriftsteller. Während des Ersten Weltkrieges wandelte er sich vom gefeierten Literaten zu einem nationalen Kriegshelden. Er war Mitglied der Arditi Sturmtruppen, einer Eliteeinheit, und nahm z.B. an der Seeattacke auf Bùccari (Bakar in Kroatien) und einem Propagandaflug über Wien teil. Als Reaktion auf die Ergebnisse der Pariser Friedensverhandlungen im Jahr 1919 proklamierte er die kurzlebige Herrschaft von Carnaro in Fiume, dem heutigen Rijeka, mit ihm selbst als Führer. Nachdem Krieg übereignete der italienische Staat ihm die Villa eines deutschen Altertumsforschers, der enteignet und des Landes verwiesen worden war. Diese Villa am Gardasee, in der D’Annuzio bis zu seinem Tode lebte, wurde von ihm zu einem Denkmal seiner selbst und zu einem Monument des italienischen Nationalismus stilisiert. D’Annuzio ist einem altrömisch anmutenden Mausoleum auf dem Gelände der Villa beigesetzt.

Zwei Schiffe, die im Zusammenhang mit seinen Kriegs- und Nachkriegsaktivitäten standen, wurden ihm vom italienischen Staat zum Geschenk gemacht. Das eine war der U-Bootjäger MAS 96, der bei Bùccari eingesetzt worden war und das andere der geschützte Kreuzer LA PUGLIA der vor Fiume italienische Interessen unterstrich.

U-Bootjäger (Motoscafo Anti Sommergibile) MAS 96

Seitenansicht STB vorn

MAS 96 wurde (zusammen mit MAS 94 und 95) der sogenannten Beffa di Bùccari am 10./11. Februar 1918 eingesetzt, die zwar der k.u.k. Marine keinen materiellen Schaden zufügte, aber entscheidende psychologische Auswirkungen während der letzten Kriegsmonate hatten. MAS 96 wurde D’Annunzio 1921 zum Geschenk gemacht und von ihm als Vergnügungsboot auf dem Gardasee verwendet. Nach seinem Tod wurde für MAS 96 ein spezielles Museumsgebäude auf dem Gelände der Vittoriale errichtet. Das Boot war in seiner aktiven Dienstzeit mit zwei 45 cm-Torpedos, einem leichten Schnelladegeschütz und einem Maschinengewehr ausgerüstet und ist in diesem Zustand ausgestellt. (Logbuch 1993, Heft 4, S. 158-159, Ein Schnellboot am Gardasee)

Geschützter Kreuzer LA PUGLIA

Bugansicht

Er lief im Jahr 1898 vom Stapel und wurde 1901 in Dienst gestellt. Im Jahr 1920 wurde er an die dalmatinische Küste gesandt, um dort italienische Interessen während der Neuordnung nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie zu unterstreichen. Am 11. Juli 1920 brachen zwischen der kroatischen und der italienischen Bevölkerung in Split/Spalato Unruhen aus. Eine Landungstruppe der PUGLIA intervenierte, wobei ihr Kommandant und ein Matrose ums Leben kamen. Das Schiff wurde 1923 außer Dienst gestellt und sollte auf Abbruch verkauft werden. Mussolini umwarb D’Annunzio, um ihn für seine Interessen zu gewinnen, und machte ihm wesentliche Teile des Schiffes zum Geschenk. Die Bugsektion und andere Ausrüstungsteile, wie einige Geschütze, wurden zerlegt und per Bahn an den Gardasee transportiert. Beim Wiederaufbau im Garten der Vittoriale wurde allerdings der Rumpf in Leichtbauweise und das Schiff ingesamt vereinfacht rekonstruiert. Die heutige Galionsfigur war ursprünglich nicht vorhanden.

^
Ihr Browser ist veraltet!

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen.

Den Browser jetzt aktualisieren×