Der Eisbrecher Krasin (Красин) [auch Krassin] wurde im Jahr 1916 unter dem letzten Marineminister des russischen Kaiserreiches I. K. Grigorowitsch bei der britischen Werft W. G. Armstrong Whitworth & Co, Ltd in Newcastle als Sviatogor (Святогор) für den Einsatz im Weißen Meer bestellt.
Baubeginn war der 3.2.1916, am 16.8.1916 erfolgte der Stapellauf und schließlich am 31.3.1917 die Indienststellung, als zum ersten Mal die russische Flagge der Marinehilfsschiffe gehisst wurde.
Mit einer Länge von 97,53m und einer Breite von 21,64m entspricht ihre Größe im Wesentlichen der des 19 Jahre älteren Eisbrechers Ermak (Ермак), der ebenfalls von S. O. Makarow geplant wurde. Krasin hatte aber eine deutlich höhere Leistung von 10000PS gegenüber 7500PS. Mit diesen mächtigen Dreifach-Expansionsdampfmaschinen war sie lange Zeit der weltweit stärkste Eisbrecher. Diese Ära endete erst 1953 mit den Dieselelektrischen Eisbrechern der Kapitän-Belousov-Klasse (10500PS).(1)
Der Eisbrecher Krasin
Robert Seiler
Ausgerüstet mit vier 3'' Geschützen (statt der ursprünglich geplanten 100mm Geschütze) erreichte sie während des 1. Weltkrieges im Juli 1917 Archangelsk um im Weißen Meer ihren Dienst zu verrichten.
Der Zar hatte inzwischen abgedankt und inmitten der Revolution wurde A. F. Kerenski gerade Ministerpräsident der provisorischen Regierung.
Aber schon ein Jahr später während der britisch-französischen Intervention wurde sie konfisziert und diente daraufhin als HMS Sviatogor. Bei der Rückeroberung Archangelsks durch die Sowjets befand sich das Schiff bereits in England.
Erst 1921 gelang es den Sowjets durch großen Einsatz von Leonid B. Krasin und nach dem Begleichen der offenen Rechnung aus der Zarenzeit von 75000£ das Schiff zurück in die Sowjetunion zu holen. Der gesamte Kaufpreis belief sich damals auf 375000£.
Am 19.11.1927 erhielt sie schließlich ihren heutigen Namen "Krasin" zu Ehren des im Jahr zuvor verstorbenen L.B. Krasin.
In den folgenden Jahren spielte sie bei verschiedenen Rettungsoperationen (Luftschiff Italia - U.Nobile, SS Monte Cervantes) und Expeditionen in der Arktis eine herausragende Rolle.
Ende 1941 befand sich die Krasin an der Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika. Nach dem Durchqueren des Panamakanals wurde sie im Januar 1942 in Baltimor mit einem amerikanischen 3'' Geschütz und 8 Maschinengewehren ausgerüstet. Anschließend, im April wurde die Bewaffnung in Glasgow um Flugabwehrgeschütze erweitert. So ausgerüstet geleitete sie im 2. Weltkrieg unter anderem den Konvoi PQ-15 sicher zum Ziel.
Im Jahr 1950 begann eine lange Periode der Instandsetzungen und Umbauten die erst 1960 abgeschlossen war. Zuerst wurde der Rumpf in der Admiralitäts-Werft in Leningrad repariert (1950). Anschließend erfolgten weitere Modernisierung u.a. beim VEB Mathias-Thesen-Werft in Wismar. Nach der Umstellung auf Ölfeuerung verzichtete man schließlich ganz auf die Dampfmaschinen und ersetzte sie mit einem dieselelektrischen Antrieb. Auch die Aufbauten wurden grundlegend verändert. Vom ursprünglichen Schiff ist heute nur noch die Rumpfaußenhaut übrig geblieben.
Am 11. August 1989 endete mit der Außerdienststellung die aktive Zeit dieses historischen Schiffes. Einer Reihe glücklicher Umstände verdanken wir es heute, dass die Krasin als Museumsschiff in St. Petersburg liegt (Васильевский остров, набережная Лейтенанта Шмидта, 23-я линия / 59°55'40.4"N 30°16'08.2"E) und zum Museum der Weltmeere in Kaliningrad gehört (https://world-ocean.ru/en/).
(1)Die Angaben zur Leistung der ab 1937 in der Sowjetunion gebauten Stalin-Klasse sind nicht eindeutig, sie varieren von 9900-10050PS.
Der geführte Rundgang beginnt auf dem Backbord Hauptdeck und führt über das Vorschiff ins Innere der Krasin. Hier befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte des Schiffs und der Erkundung der Arktis.
Nach einem kurzen Film, der die Schiffsgeschichte zusammenfasst, geht es weiter durch die Messe und Kajüten (Kapitän, Steuermann u.a.) immer höher bis zur Brücke.
Anschließend steigt man außen die Aufbauten hinab und gelangt so auf die Steuerbordseite des Hauptdecks.
Auf dem Hinterschiff befindet sich eine weitere Ausstellung mit Fotografien zur Schiffsgeschichte.
Wieder auf der Backbordseite angekommen endet die Führung wie für einen Rundgang üblich am Ausgangspunkt.
Leider war der Maschinenraum zu dieser Zeit (Juni 2019) für Besichtigungen geschlossen, dies spielte aber keine Rolle, da die mitgebrachten Kinder das Mindestalter von 14 Jahren noch nicht erreicht hatten.