Historische Schiffsmodelle aus dem 18. Jahrhundert im Eutiner Schloß

Anfang Mai 2019 hatte ich die Gelegenheit, im Eutiner Schloß (Ostholstein) die dort ausgestellten Schiffsmodelle zu bewundern. Es sind momentan drei großmaßstäbliche Modellbauarbeiten aus dem 18. Jahrhundert in einem Flur der Belle Etage aufgestellt. Ab Ende Juni 2019 sollen die Stücke neu- und ihrer hohen Wertigkeit entsprechend präsentiert werden.
Vieles deutet darauf hin, dass die Werftmodelle einst im Rahmen der maritimen Aufrüstung in Russland gefertigt wurden und bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in der Modellkammer der Admiralität in St. Petersburg aufbewahrt wurden. Vermutlich nach der Auflösung dieser Kammer gelangten die Schiffe als Schenkung nach Eutin, wo sie in den Besitz der Erbgroßherzoglichen Oldenburgischen Verwaltung gelangten.

Zu den Modellen in Eutin gehört zunächst das Rumpfmodell einer russischen 26-Kanonen-Fregatte. Die Entstehungszeit des Modells im „Admirality Style“ wird um das Jahr 1760 vermutet. In den 1950er Jahren wurde das arg zerstörte- und von Hölzwürmern zerfressene Schiff meisterlich von Karl Heinz Marquardt gerettet und somit der Nachwelt erhalten. Beim Betrachten der alten Fotografien vom Ursprungszustand kommt es wie ein kleines Wunder vor, dass wir heute so ein prachtvolles Modell ansehen können!

Zentrum der kleinen Ausstellung ist das überaus imposante Modell vom ersten-, von einem russischen Baumeister gebauten, 100-Kanonenschiff der russischen Marine ZACHARIAS UND ELISABETH. Das Vorbild stellte 1747 in Dienst und kam zur Ostseeflotte. Schon 1759 wurde das hauptsächlich aus Nadelholz gebaute Schiff als zu reparaturanfällig ausser Dienst gestellt und abgebrochen. Auch dieses große Modell, rund zwei Meter lang und 25 Kilogramm schwer, geschätzt im Maßstab 1:32 gefertigt, wurde von Herrn Marquardt 1953 bis 54 restauriert. Unter anderen wurden dabei die bis dahin aufgetuchten Segel wieder losgemacht. Bis auf Blinde und Oberblinde sind die Segel noch Original und somit mehr als 250 Jahre alt.

Insgesamt waren es 7 Schiffsmodelle die einst als Schenkung aus Russland nach Eutin kamen. Zwei weitere Modelle werden im Altonaer Museum Hamburg verwahrt. Zur Zeit meines Berichtes, Mai 2019, sind sie dort aktuelle nicht für die Öffentlichkeit zu sehen. Siehe dazu auch die Beiträge in folgenden Ausgaben unserer Vereinszeitschrift:
DAS LOGBUCH 1995/4: Marquardt, Karl Heinz, ZACHARIAS UND ELISABETH 1747 – 1758. Das russische Linienschiff im Schloß Eutin
DAS LOGBUCH 2004/1: Marquardt, Karl Heinz: Restaurieren – eine Sache für sich
DAS LOGBUCH 2006/3: Marquardt, Karl Heinz: ZACHARIAS & ELISABETH oder PETER I & II ?
DAS LOGBUCH 2012/4: Feige, Thomas: Das Modell eines russischen Zweideckers im Altonaer Museum