Kettenschleppdampfer GUSTAV ZEUNER (1894)

Im Magdeburger "Wissenschaftshafen", dem ehemaligen Handelshafen, liegt der Kettenschlepper GUSTAV ZEUNER. Er ist offiziell seit 2011 als Denkmal der Kettenschiffahrt auf der Elbe auf Betonklötzen an Land gesetzt. Besser sollte von einem Nachbau gesprochen werden denn von dem 1894 auf der Schiffswerft Übigau bei Dresden gebauten Schiff war bis 2006 nur ein völlig maroder Rumpf vorhanden. Nach Ausserdienststellung 1931 fristete der Dampfer ein Dasein als Badeanstalt, Gaststätte und Sportbootschuppen.

Erst eine umfangreiche Sanierung in einem Arbeitsbeschaffungsprogramm konnte aus dem Wrack wieder einen sehenswerten Zeugen vergangener Verkehstechnik entstehen lassen. Vor dem Schiff ist als Demonstation des maroden Zustandes die alte, originale Hecksektion aufgestellt (s. Foto).

GUSTAV ZEUNER ist ein Kettenschlepper der zweiten Generation. Er fuhr die auf dem Grund der Elbe liegende, 734 (!) Kilometer lange Kette über ein Greifrad, welches nach dem Ingenieur Bellingrath konstruiert und benannt ist. Die ersten Schlepper verwendeten vorher Trommelwinden welche übermäßig zum Verschleiß der Kette führten. Das Greifrad - mit einem Durchmesser von 2,32 Meter - nahm damals im Betrieb die Kette auf und kniff sie quasi zur Kraftübertragung ein. Über den Heckausleger wurde die Kette wieder in der Elbe abgelegt.

Ferner besaß der Schlepper einen bemerkenswerten Turbinenantrieb, erdacht vom Namensgeber Prof. Zeuner, welcher mit beidseitigen Wasserstrahl das Schiff bei Talfahrt fortbewegte.
Es konnte damit frei von der Kette fahren so dass zeitraubende Begegnungen mit bergfahrenden Schleppern entfielen und die Kette geschont wurde. Zwei stehende Zweizylinder-Verbunddampfmaschinen leisteten 180 PS. Gefahren wurde die 55,13 Meter lange GUSTAV ZEUNER von 7 Mann Besatzung.