Hilfsdiesel
Die Hauptmaschine der CAP SAN DIEGO wird angelassen
Text und Fotos: Klaus Lingenauber
Am Sonntag, den 27. März 2022, gab es auf der CAP SAN DIEGO an der Hamburger Überseebrücke einen "Maschinentag" zu feiern. Anlass war der 60. Jahrestag der Fertigstellung des Schiffes. Damals - vom 27. bis zum 30. März 1962 - erfolgten die Werftprobefahrten der Hamburger Bauwerft Deutsche Werft AG in der Deutschen Bucht. Am 30. März beendete der damals neue Stückgutfrachter die Tests und trat von Cuxhaven seine erste Reise nach Südamerika an.
An diesem Märzsonntag ließen zunächst die Ehrenamtlichen Crewmitglieder zwei der vier Hilfsdiesel an. Die jeweils 500 PS leistenden Aggregate lieferten einst den Strom für Licht, elektrische Geräte, die Ladewinden und die Kühlkammern. Heute sind noch drei der Diesel betriebsfähig und erfüllen ihre Aufgaben der Stromversorgung wenn die immer noch fahrbereite CAP SAN DIEGO den Hamburger Hafen verlässt. Die Hilfsdiesel liegen auf der Steuerbordseite des Schiffes direkt neben der Hauptmaschine.
Der Hauptmotor des Schiffes ist ein gut gepflegter 2-Takt-MAN-Dieselmotor mit neun Zylindern. Er leistet 11650 PS bei 118 U/min. Er wirkt auf einen Propeller mit 5,60 Meter Durchmesser und brachte das Schiff früher auf eine Geschwindigkeit von 20,3 Knoten. Der Kraftstoffverbrauch lag bei 40 Tonnen pro Tag (Dieselkraftstoff auf Revierfahrt, Schweröl auf offener See).
Gesteuert wird das Schiff von der Brücke aus, gefahren wird es im Maschinenraum. Auf der untersten Station der drei Ebenen hohen Hauptmaschine befindet sich an Backbord der Manöverstand. Vor hier aus bedient heute der leitende Maschinist den Motor und setzt wie früher die gewünschten Kommandos der Schiffsführung auf der Brücke um. Rund eine Stunde vorm Anlassen der Hauptmaschine saugte die Ölpumpe Schmieröl an und drückte es durch alle Schmierstellen des Motors. Durch Preßluft wurden zur Kontrolle die Kolben einmal vor und einmal zurückbewegt. Der Propeller drehte dabei jeweils mit da kein Getriebe zwischengebaut ist.
Von der Brücke kam nun das Signal "Achtung" was mit einem lauten Klingelsignal angekündigt wurde. Der Maschinist hatte jeden Befehl der Brücke am Maschinentelegrafen zu bestätigen. Der Wunsch von der Brücke oben wird mit einem inneren Zeiger des Telegrafen unten im Schiff angezeigt. Die Bestätigung des Maschinisten erfolgt mit dem Stellen eines Hebels ausserhalb der Armatur, was wiederum auf der Brücke angezeigt wird. Erst dann endet der Klingelton.
Auf das nächste Signal "Ganz langsam" ließ der Maschinist nun die Maschine mit Pressluft an. Sie sprang sofort an und begann zu arbeiten. "Ganz langsam" bedeutet, dass der Motor höchstend mit 35 Umdrehungen/min arbeitet. Das Schiff sollte an diesem Morgen nicht auslaufen und lag fest in seinen Dockschlössern. Da der Propeller mitdrehte, arbeitete der Motor in "voraus"-Stellung gegen den Druck des auflaufenden Wassers der Elbe um die Dockschlösser zu schonen.
Die Kraft der Hauptschine wird über die 51 Meter lange Welle auf den Propeller übertragen. Die Welle hat einen Durchmesser von 48 Zentimeter und besteht aus sieben aneinander gekuppelten Teilstücken. Der drehende Propeller ist beim heute hoch aus dem Wasser ragenenden Museumschiff gut zu sehen.
Am großen Manövrierhandrad stellte der Maschinst die Kraftstofffüllung und damit die Drehzahl der Maschine ein. Das Umsetzten eines Kommandos von der Brücke dauert rund 10 Sekunden. Qualm aus dem Abgaspfosten Backbord und auslaufendes Kühlwasser an der Steuerborseite des Rumpfes zeigten nach aussen an, dass das Herz der CAP SAN DIEGO schlug. Nach einer halben Stunde war der Testlauf zum 60. Geburtstag beendet und die Hauptmaschine wurde wieder heruntergefahren. Am Nachmittag folgte ein weiteres Manöver mit rückwärtslaufender Maschine. Das ablaufende Wasser der Tide war dafür wieder ausschlaggebend.
Mehr zur Geschichte der CAP SAN DIEGO: Stückgutfrachter CAP SAN DIEGO (1962)